FRESH FRIDAY 121 - mit Brascon

Seit wann und warum legst du auf?
Ich lege auf, seitdem ich weiß, wie langatmig Telefonate werden können. Musik für andere hingegen aufzulegen, habe ich tatsächlich irgendwie recht früh „gelernt“. Irgendwann mit 15 oder 16, nachdem ich als ganz „krasser“ Rapper die Nase voll von Hip-Hop hatte. Ich kann mich noch an Schülerpartys erinnern, als mich die „DJ’s“ mit ihren Laptops und der Chartmusik begeistert haben. Ja, ich war verrückt nach dem ganzen Kram von David Guetta und Co. Als dann auf einmal die kostenlose Virtual DJ Version auf meinem Rechner war, konnte ich gar nicht mehr aufhören schlechte Musik zu spielen. Irgendwann kam sogar ein billiger Controller dazu und ich stand auf Schülerpartys. Gott – wenn ich daran zurückdenke, wie ich versucht habe Johnny Cash in Youtube-Qualität mit Major Lazer zu mixen – haha – das muss echt peinlich gewesen sein. Aber es war und ist ein Teil meines Lebens und ich bereue nichts davon.

Was verbindest du mit Musik?
Mit der Musik verbinde ich gewöhnlich mein Kopfhörerkabel oder meine Studiomonitore. Andererseits verbinde ich es mit dem einzigen, was mir im „real-life“ nie wirklich gelingt. Emotionen. Ja, das klingt kitschig, ich weiß. Trotzdem bin ich glaube ich nie in der Lage, in kritischen Situationen konventionell zu reagieren. Außerdem ist sie mein verloren gegangener Spielplatz. Musik ist mein Zufluchtsort, wenn ich mal wieder etwas zu strange geworden bin. Sie bildet den Teil von mir, der so gar nicht nach mir klingt. Nicht den ironischen, biertrinkenden Faulenzer, sondern den zielstrebigen, einfühlsamen – Freund. Okay, da musste selbst ich etwas schmunzeln.

Dein erinnerungswürdigster Gig?
Es gibt sie ja, die Gigs, die dir den Kopf zerfressen. Ob positiv oder negativ. Ich nenne daher beide. Einmal durfte ich in einem kleinen Jugendclub irgendwo im Nirgendwo auflegen. Dort habe ich circa 1 Stunde gebraucht, um irgendwie einen Ton aus der Anlage zu bekommen. Dann war sie so leise, dass ich alles übersteuern musste. Es klang wie ein feuchter Furz und genauso muss es den Gästen ergangen sein – scheiße. Denn wie sich herausstellte, wollten sie Schlager statt House. Ich habe mich nie so fehl am Platz gefühlt. Am Ende war der Club leer – und ich voll. Bis oben hin.
Mein schönster hingegen war das Jungle Beat Festival dieses Jahr. Schöne Kulisse mitten im Wald, Sonnenuntergang, mein letztes Mal vor den Leuten in Baden-Württemberg gespielt. Freunde, die den Songtext von meinen eigenen Songs mitsingen, Freigetränke – ich bitte dich, diese Momente sind einfach unbezahlbar.

Wo würdest du gern mal (wieder) auflegen?
Ich wäre gern einmal auf der Fusion, da man dort in der Lage ist, zu experimentieren. Ich spiele meistens Tracks, die auf scharfen Soul/Rap Vocals und überirdischen Drops basieren, aber auf der Fusion sind die Zuhörer glaube ich viel gewillter, etwas anderes zu hören. Ich habe so viele Tracks, die ich mich nie traue zu spielen, weil ich Angst habe, das sich jemand langweilen könnte. Andererseits kommen mir bei diesen sogar manchmal Freudentränen – und diese würde ich gern teilen. Das ist jedoch schwer in der heutigen Zeit, bei dem heutigen Tempo. Da nehmen sich die wenigsten Zeit, einfach mal stehen zu bleiben und Schönheit zu genießen. Ich lese dann nur so etwas wie – Der Bass muss ficken – nun gut, manchmal muss er das ja auch, aber wirklich nicht immer.

Deine aktuellen Top 5?
1. Daft Punk – One More Time // unschlagbar!
2. Purple Disco Machine – YO // Killervocals im Club
3. Brascon & Alex Cruz – Shoreline // seid gespannt
4. Wildchild – Renegade Master 7“ Edit // Back Once again uuuh yeah
5. The Trashmen – Surfin‘ Bird // Bird is the word!

Bild: V&B Pictures

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