FRESH MUSIC 04 - Waffensupermarkt - Gold

Seit 2002 hält euch der FRESHGUIDE monatlich darüber auf dem Laufenden, was in Sachen frischer Musik so geht. 2014 kam der wöchentliche FreshFriday Podcast dazu und nicht zu vergessen: die jährliche FRESHbar zum Sputnik Spring Break, seit 2013. Während es bei der FRESHbar und dem FreshFriday Podcast eher um DJs und ihre Sets geht, schenken sie nun den Produzenten und ihren Tracks etwas mehr Aufmerksamkeit - mit exklusiven Freedownloads via soundcloud.com/freshmusicgermany - und mit einem Interview!

Du bezeichnest Dich, was Techno angeht, als einen "Späteinsteiger". Wie kam es dazu, wer/was hat Dich nun zum Techno bekehrt?

Eine "Bekehrung" wars nicht, eher die Tatsache, dass ich nach zwei Jahrzehnten Pause als Musiker vor rund 10 Jahren nicht wieder im Band-Kontext mit Rock und Jazz eingestiegen bin, sondern eben zeitgemäß mit (experimenteller) elektronischer Musik.

Techno hatte ich erst gegen Ende der 90er Jahre, da noch als Konsument, schätzen gelernt. Auch mit DJing habe ich um 2003/2004 'rum begonnen, wobei ich das forciert habe, seit ich als Waffensupermarkt Techno produziere.

Du bist unter verschiedenen, aber ähnlichen, Artist Imprints unterwegs, Waffen scheinen dabei eine große Rolle für Dich zu spielen. Wie kam es zu diesem Waffen-Faible und auf wen zielst Du so?

Tja, der Waffensupermarkt - er polarisiert, was genau meine Absicht gewesen war. Zu polarisieren. Außerdem sollten meine Tracks natürlich "die Waffe" sein! Die New Waffen sind davon abgeleitet eine neue Linie für härteren Techno und Elektro, und die Acrylwaffen setzen sich aus mir und meinem Partner in crime bzw. dessen Label Acrylnimbus zusammen: Tobias Schmitt ist dem Bereich Neue Musik zuzurechnen, und das gerade erschienene Album "Null" mäandert so auch von Track zu Track zwischen Techno und zeitgenössicher Musik.

Wie und womit produzierst Du Deine Musik? Unterscheiden sich da die Projekte voneinander? Womit arbeitest Du als DJ, womit als Live-Act? In wie weit ist der Name deines Labels "Analogmusiq" dabei Mission?

Ich arbeite hauptsächlich mit Samples, die ich in Ableton Live arrangiere. Einige Sounds schieße ich mit Vintage gear (div. E-mu Teile, Novation Bass Station), andere mit Gitarre und Bass, dazu kommen Feldaufnahmen, Vocoder und viele, viele Versatzstücke und Zitate. Auch live arbeite ich mit Live, spiele jedoch eine ganz andere Musik, die ich unter dem Imprint ICD-10 etabliere: Drone music und Dark ambient.

Die Acrylwaffen sind ebenfalls ein Live-Act - kürzlich ist der Mitschnitt eines Konzerts als CD auf Attenuation Circuit erschienen.

ANALOGmusiq stand ursprünglich für die Idee "Techno mit Instrumenten", exemplarisch sei hier der Release "Flugangst" genannt, dessen lange Tracks Oldschool Techno mit sehr freien Klavierimprovisationen vermischen, oder der Fender-Rhodes-getriebene Track "Gedanken/Flügel".

Mittlerweile ist meine Musik um einiges härter geworden; ich veröffentliche auch nur einen geringen Teil auf dem eigenen Label, habe jedoch mit Submeditation, CFTS oder ptrk9000 und in Kürze Aantigen einige Künstler, die viel mit analogem Equipment arbeiten.

Mit der Band "Leunawerke" lebst Du Deine rockige Seite aus, was war zuerst da? Der Rocker oder der Raver? Wie kam einer zum Anderen?

Die Leunawerke spielen Psychedelic Rock mit viel Raum für Improvisation, ein Ausgleich zur Arbeit am Computer, auf der anderen Seite aber auch nur ein weiterer Versuch, die Grenzen der Musikrezeption weiter hinaus zu schieben. Hier spiele ich - wie früher, Ende 80er / Anfang 90er Jahre den Bass.

(Info für Freaks: einen 4-saitigen Fretless / Headless mit ultra-langer Mensur aus Mahagoni, der auf das tiefe H gestimmt ist, über einen S.M.I.L.E. Röhren-Preamp, Gallien-Krueger 400RB, Roland SRV-330, Palmer Speaker Simulator, Mesa-Boogie 15" oder Ampeg 8x10 Sarg)

Mit "Gold" schenkst Du uns einen Track, den wir über Soundcloud weiter verschenken dürfen. Was steckt hinter dem Track? Und wieso verschenkst Du Gold?

"Gold" entstand aus einem Jux. In Frankfurt gibt es einen Club namens "Silbergold", zu dem ich einen kurzen Track mit Vocals gebastelt hatte:

Ich treffe heut' ein Mädchen hold
Und geh' mit ihr ins Silbergold.

Die Amis haben zwar kein Wort verstanden, aber der Basic Groove kam super an, und dem Verlangen nach "mehr" habe ich mit dem etwas längeren "Gold" entsprochen - Vocals rausgeschmissen, eine kranke Hookline dazu und den Schwerpunkt noch weiter zum Groove hin verschoben: Voilà!

soundcloud.com/waffensupermarkt

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Tags: Musik